Gedanken dazu und was es braucht
Irgendwann wird
es so sein, dass wir uns nicht länger subtil selber sabotieren oder uns unnötig Kraft rauben lassen.
Dann werden wir auf unsere mentale, emotionale und psychische Gesundheit
genauso achten wie auf unsere physische - und ihr auch denselben Wert geben.
Irgendwann wird
es so sein, dass wir uns gefühlsmässig genauso fit halten und dafür sorgen,
dass wir die richtige Nahrung bekommen, uns genügend bewegen, mit der passenden
Ausrüstung unterwegs sind, auf die Hygiene achten, genau hingucken und
Verunreinigtes säubern, wo nötig Balsam einreiben, Wärme spenden oder uns
eine Ruhepause gönnen.
Irgendwann wird
es so sein, dass wir die ersten Anzeichen von emotionalem Schmerz genauso ernst
nehmen, wie wir das bei physischem tun. Beim letzteren überlegen wir uns gleich, ob wir ein Schmerzmittel nehmen sollen und
den Schmerz eine Weile unterdrücken oder ob wir Möglichkeiten haben, uns
selber zu helfen. Und wenn der Schmerz dann doch zu heftig wird oder zu lange andauert,
suchen wir Unterstützung und Rat beim Arzt.
Eine Selbstverständlichkeit.
Lautstärke
Schmerz kann akut sein, laut
und aufdringlich. Er fordert uns auf, sofort zu reagieren. Und Schmerz kann sich leise
heranschleichen, fast unbemerkt, subtil, und wenn wir ihn nicht hören wollen,
ist er plötzlich dauernd präsent. Wie ein unterschwelliges Brummen, unangenehm, störend, chronisch. Der leise Schmerz ist diffus und schwer zu fassen.
Er kostet
uns viel Energie, ähnlich einer Schale mit einem kleinen Loch, aus dem ständig etwas abfliesst.
Uns dann gegen ihn zu wehren ist schwierig, weil die Wurzel
des Übels, oder auf die Schale bezogen, as Loch, nicht so leicht zu finden ist.
Schwierig, aber umso nötiger.
Und ob dieser Schmerz physisch oder emotional ist, er spricht
auf ähnliche Weise zu uns und es ist gut, wenn wir schon früh hinhören. Bevor er laut werden
muss. Doch, warum nur beachten wir ihn eher, wenn er sich über unseren
Körper meldet?
Was hält uns davon
ab, uns besser um unsere emotionalen Bedürfnisse zu kümmern?
Die Antwort ist komplex, da gehören Ängste dazu, Nichtwissenwie, mangelnde Zeit und so einiges mehr.
Was aber hervorsticht und sehr
wichtig ist, ist, wie diese Bedürfnisse bewertet werden, von uns selber und von der Gesellschaft,
in der wir leben.
Denn in unserer aufgeklärten Welt sind bestimmte Auffassungen immer
noch weit verbreitet:
- Wer körperliche Beschwerden hat, erhält Akzeptanz und
Verständnis, muss sich nicht rechtfertigen.
- Wer unter emotionalen oder psychischen Belastungen leidet, ist schwach,
macht etwas falsch,
ist selber schuld und muss sich einfach zusammenreissen.
Akzeptanz
und Verständnis sind nicht unbedingt da.
Auch wenn
schon seit einiger Zeit
ein Umdenken stattfindet
und die meisten von uns inzwischen wissen,
dass wirkliche Gesundheit ganzheitlich
ist und alle Ebenen am Wohlbefinden beteiligt sind, halten sich solche Kernauffassungen
– oder Glaubenssätze – hartnäckig.
Und das ist ja auch nicht unbedingt
überraschend, denn sie sind von Generation zu Generation weitergegeben worden und uns oft
nicht richtig bewusst.
Wie tief verankert
sie sind, können Sie gleich selber testen.
Wie reagieren Sie auf diese beiden Sätze?
“Mich hat die Grippe erwischt. “
„Ich bin völlig am Anschlag.“
Kann es sein, dass Sie eine Millisekunde lang gewertet haben?
Das eine ist neutral, okay. (im Sinne von: als Grund akzeptabel), das andere vielleicht doch nicht so ganz, trotz
einer eigentlich offenen und aufgeklärten Haltung? (Ich nehme mich bei derartigen Reaktionen nicht aus, aber ich versuche mich genau zu beobachten.)
Warum ist das so?
Das sind unbewusste Bewertungen, die in solchen
Situationen
häufig
mit im Spiel sind. Sei es auf uns selber bezogen, sei es, wenn wir
an andere denken. Oft ist es so, dass diese gefühlsmässigen Bewertungen eigentlich nicht unsere eigenen sind, wir haben
sie übernommen, ohne es zu merken.
Und weil sie so tief im Unbewussten verankert
sind, sind sie schneller als jeder gedachte
Gedanke und beeinflussen uns damit oft unbemerkt. Genau auf solche Vorgänge müssen wir unsere Aufmerksamkeit
richten und lernen anders damit umzugehen, Thema Hygiene. Das bedeutet, wir
müssen überprüfen, ob wir nicht manchmal gegen unsere eigenen Überzeugungen
handeln und warum. Und wir müssen länger andauernde oder häufig wiederkehrende,
negative Gefühlszustände ernst nehmen und herausfinden, woher sie kommen.
Wenn wir das nicht tun, haben sie die Tendenz, sich zu verstärken, denn sie wollen aus gutem Grund gehört werden.
Huhn oder Ei?
Manche reagieren eher körperlich und andere eher psychisch und
wiederum andere wechseln zwischen den beiden Ebenen hin und her.
Es kann somit gut sein, dass eine Grippe oder eine Überforderung
denselben Ursprung haben.
Und das macht auch keinen Unterschied, denn, ob Grippe oder
Überforderung, beide Situationen benötigen in erster Linie hilfreiche Massnahmen. Die sich dann natürlich schon unterscheiden.
Und wenn es eine Bewertung geben sollte, dann in Bezug
auf die Dringlichkeit.
Und nur die.
Wir machen Kontrolluntersuche, lassen uns von Geräten
durchchecken, messen Gewicht und Blutdruck, gehen zur Dentalhygiene…
Irgendwann wird
es eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir auch regelmässig überprüfen, ob wir unnötigen Ballast herumschleppen, der uns
bremst und behindert. Denn oft ist es so, dass wir immer mehr mit uns herumtragen und gar
nicht merken, was so alles dazu gekommen ist. Deswegen lohnt sich ein gelegentlicher Überprüfungsblick, damit wir uns
wieder befreien können und lernen, wie wir dafür
sorgen, dass immer weniger hängenbleibt.
Oder wir uns weniger aufbürden. Je häufiger wir das tun, umso besser
gelingt es uns!
Es hilft uns gesünder, authentisch und freier zu leben.
Irgendwann.
... oder ab jetzt!